Inkontinenz und Rückbildung nach der Schwangerschaft

Viele Menschen leiden unter unfreiwilligem Urin- oder Stuhlabgang, diese Erkrankung wird Harn- bzw. Stuhlinkontinenz genannt. Allein in Deutschland sind ca. 80% der Frauen und 10% der Männer, im Alter von 20 bis 75 Jahren, von Harninkontinenz betroffen. Rund 10% der Bevölkerung leidet unter Stuhlinkontinenz.

Durch die Belastung des Beckenbodens leiden viele Frauen nach Schwangerschaft und Geburt unter Inkontinenz. Sowohl Blasenschwäche als auch unkontrollierten Stuhlgang lassen sich gut behandeln. Sprechen Sie Ihre Gynäkologin, Ihren Gynäkologen oder Ihre Hebamme an.

Spezielle TENS/EMS-Geräte können hier helfen, die Inkontinenz-Beschwerden nach der Geburt zu lindern oder gar zu beheben. Die Anwendung von Inkontinenztherapie-Geräten unterstützt die Rückbildung des Beckenbodens. TENS-Geräte werden meistens zusätzlich zum Beckenbodentraining angewendet. 

Jungen Müttern stehen nach der Geburt einfache Behandlungsmethoden, zur Therapie der Inkontinenz, zur Verfügung: 

  • Beckenbodentraining
  • TENS/EMS-Therapie
  • Biofeedback-Therapie

TENS und EMS zur Behandlung von Inkontinenz

TENS-Geräte und/oder EMS-Geräte werden eingesetzt, um die Beckenbodenmuskulatur mittels kleiner Stromimpulse zu stärken. Die Impulse sorgen dafür, dass die Beckenbodenmuskulatur zur Arbeit angeregt und so gekräftigt wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Stromimpulse in die Haut zu leiten. Selbstklebende Elektroden können auf bestimmte Anlagepunkte im Unterleibsbereich oder am Bein aufgeklebt werden, um Inkontinenz zu behandeln. Spezielle Sonden können ebenfalls verwendet werden. Sie werden wie ein Tampon in Scheide oder After eingeführt und geben dort Stromimpulse ab, die den Beckenboden stimulieren.

Viele EMS-Geräte zur Inkontinenzbehandlung haben voreingestellte Programme, die Sie einfach auswählen können. Diese Geräte arbeiten meist mit Frequenzen zwischen 10 und 60 Hz, das heißt, Sie geben 10-60 Impulse pro Sekunde ab. Sie sollten die Intensität so einstellen, dass sich die Muskeln unter den Elektroden anspannen.

Auch vor der Anwendung von TENS-/EMS-Geräten bei Inkontinenz, sollten Sie Rücksprache mit Ihrer Gynäkologin, Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Hebamme halten. Vor allem bei Geburtsverletzungen, Kaiserschnitt und sonstigen Wunden sollten Sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachten.

TENS-Stimulation mit Elektroden

Die Anwendung von Inkontinenz-Geräten mit Elektroden ist sehr einfach und kostet Anwenderinnen meist weniger Überwindung als die Verwendung von Sonden. Es gibt verschiedene Stellen, auf die Sie die Elektroden aufkleben können. Wichtig ist dabei, dass sie nicht direkt auf Wunden geklebt werden. Sie dürfen sie nur auf gesunder Haut verwenden.

Anlagestellen zur Behandlung von Inkontinenz direkt nach der Geburt

Tibialis-Stimulation am Bein

Die folgenden beiden Punkte für die Elektrodenanlage können Sie schon direkt nach der Geburt verwenden, um Inkontinenz zu behandeln. Sie eignen sich für Urin- und Stuhlinkontinenz. Eine Anlagestelle wird für die sogenannte Tibialis-Stimulation verwendet. Der Nervus tibialis ist ein Nerv, der vom Oberschenkel bis in den Fuß verläuft. Im Bereich dieses Nervs befindet sich der Akupunkturpunkt MP6, der für die Inkontinenzbehandlung stimuliert wird. MP6 finden Sie ungefähr 4 Fingerbreiten oberhalb des Fußknöchels auf der Innenseite des Beins. Er liegt an der hinteren Kante des Schienbeinknochens.

Bei der Behandlung wird eine Elektrode auf den Akupunkturpunkt MP6 geklebt. Dafür werden am besten kleinere, runde Elektroden benutzt (z.B. 32 mm Durchmesser). Die zweite Elektrode platzieren Sie schräg unterhalb des Knöchels, etwa zwischen Knöchel und Ferse. In dieser Region befindet sich auch der Akupunkturpunkt N5.

Bei dieser Stimulation sollten Sie eine niedrige Frequenz wie z. B. 8 Hz wählen. Die Stromstärke sollte bei der Behandlung so eingestellt werden, dass Muskelbewegungen und Fuß- bzw. Zehenbewegungen sichtbar sind.

Eine andere Möglichkeit, Inkontinenz direkt nach der Geburt zu behandeln, ist die Stimulation am Rücken. Dazu verwenden Sie am besten etwas größere, rechteckige Elektroden. Diese kleben Sie links und rechts der Wirbelsäule unmittelbar oberhalb des Gesäßes auf. Zwischen den Elektroden sollte mindestens ein Abstand von 2 cm liegen. 

Bei dieser Elektrodenanlage können Sie mit einer niedrigen Frequenz von 10 Hz stimulieren. Sie können aber auch eine höhere Frequenz wie z. B. 100 Hz wählen. Wichtig ist, dass Sie den Strom so regeln, dass Sie ihn deutlich merken. Er sollte sich aber trotzdem angenehm anfühlen und nicht wehtun.

Anlagestellen zur Behandlung von Inkontinenz ab der 2. Woche nach der Geburt

Die folgende Elektrodenanlage sollten Sie erst ab der 2. Woche nach der Entbindung wählen. Der Strom durchfließt hierbei den Unterleib zwischen den Elektroden. Falls Sie eine Geburt per Kaiserschnitt hatten, müssen Sie darauf achten, dass die Elektroden nicht auf der Wunde kleben, sondern nur auf gesunder, unverletzter Haut. Außerdem darf die Wunde nicht durch Muskelzuckungen oder ähnliches gereizt werden, da sich sonst beispielsweise die Wundheilung verzögern kann.

Für diese Anlage ist es wichtig, dass Sie zwischen der positiven und der negativen Elektrode unterscheiden. Die positive Elektrode heißt Anode, die negative Kathode. Sie sollten hier ebenfalls größere Elektroden verwenden (z. B. 5 x 5 oder 5 x 9 cm). Kleben Sie die Anode quer oberhalb des Schambeins auf. Die Kathode wird direkt oberhalb der Gesäßfalte angebracht.

Sollten Sie unter Adipositas (starkem Übergewicht) leiden, kann es sein, dass Sie diese Anlage eher als unangenehm empfinden. In diesem Fall sollten Sie gegebenenfalls auf die Stimulation mit Vaginal- oder Analsonden umsteigen. Anders als Elektroden, dürfen Sonden erst zu einem späteren Zeitpunkt, nach der Geburt, angewendet werden.

TENS-/EMS-Stimulation mit Sonden zur Behandlung von Inkontinenz

Sonden (Anal- oder Vaginalsonden) sind eine weitere Möglichkeit, den Strom bei der Inkontinenz-Behandlung in die Haut zu leiten. Sie sind meist wie ein Stab oder Ei geformt. Da sie teilweise aus Metall bestehen, wird der Strom über die Sonden-Oberfläche in die Schleimhaut geleitet. Die Verwendung der Sonden ist einfach, sie werden wie ein Tampon in die Scheide oder den After eingeführt. Um das Einführen der Sonden leichter zu machen, können Sie diese anfeuchten oder mit einem speziellen Gel für die innere Anwendung bestreichen.

Vaginalsonden sollten Sie in den ersten 8 Wochen nach der Geburt nicht nutzen. Die Verletzungen der Geburt müssen erst ausheilen, und das Risiko einer Infektion ist in dieser Zeit zu hoch. Falls Sie auch nach 8 Wochen noch unter anhaltendem Ausfluss oder Wunden der Scheide leiden, sollten Sie ebenfalls keine Sonden für die Inkontinenz-Behandlung verwenden. 

Analsonden sind meist kleiner und schlanker als Vaginalsonden und haben eine Verdickung am Ende, damit sie während der Stimulation nicht herausrutschen. Sie können Analsonden ab der 3. Woche nach der Entbindung nutzen, solange Sie keine Verletzungen im Anwendungsbereich haben. 

Sie sollten unbedingt darauf achten, dass Ihr TENS- oder EMS-Gerät auch für die Verwendung mit Sonden zugelassen ist. Bei einem normalen TENS-Gerät lässt sich die Intensität oft nicht fein genug regeln. Sie sollten Sonden daher nur mit einem Inkontinenz-Gerät verwenden. 

Bitte halten Sie vor der Anwendung von TENS-/EMS-Geräten bei Inkontinenz, Rücksprache mit Ihrer Gynäkologin, Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Hebamme halten.

Hinweis: Diese Seiten bieten allgemeine Informationen zum Thema Schmerzen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und medizinische Korrektheit. Die bereitgestellten Informationen sind nicht zur Selbstdiagnose/ ‑ behandlung geeignet und ersetzen nicht den Arztbesuch. Sollten Sie unter den hier geschilderten Beschwerden leiden, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf.

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