Muskelstimulation in der Rehabilitation
Nach Verletzungen, Krankheiten und Operationen haben viele Patienten mit Muskelabbau zu kämpfen. Durch die Ruhigstellung verliert der Muskel an Kraft und Masse, was die Rehabilitation oft erschwert. Mit Hilfe eines Muskelstimulators kann verhindert werden, dass die Muskeln zu sehr abbauen. Rehabilitation nach Krankheiten und Operationen kann so aktiv unterstützt werden.
Wie funktioniert elektrische Muskelstimulation
Elektrische Muskelstimulation, kurz EMS, ist ein Bereich der Elektrotherapie. Über Elektroden, die auf die Haut geklebt werden, reizt ein EMS-Gerät die darunter liegenden Muskeln mit elektrischen Impulsen. Da unser Nervensystem ebenfalls mit elektrischen Impulsen arbeitet, können die Muskeln nicht zwischen körpereigenen und EMS-Impulsen unterscheiden. Sie beginnen bei ausreichender Stromintensität zu arbeiten, auch ohne dass sie willentlich angespannt werden.
Auf diese Weise können Muskeln auch dann trainiert werden, wenn auf Grund einer Verletzung, Operation oder Krankheit nur wenig oder gar keine Bewegung möglich ist. Selbst bei Lähmungen (Paresen), die auf Nervenschäden zurückzuführen sind, können spezielle Parese-Stimulatoren den Muskelabbau an den gelähmten Körperteilen verzögern und so die Chancen einer erfolgreichen Rehabilitation verbessern.
Worauf muss ich bei der Wahl des Gerätes achten?
Bei der elektrischen Muskelstimulation ist die Wahl des richtigen EMS-Gerätes von entscheidender Bedeutung. Für die EMS ist es wichtig, dass ein ausgewogenes Verhältnis von Anspannungs- und Pausenzeiten herrscht, damit keine Muskelermüdung auftritt. Sinnvoll ist deshalb auch die Ausstattung des EMS-Gerätes mit festen Programmen, die eine Aufwärmphase, leichtes oder intensives Muskeltraining und Entspannungsphasen einschließen. Auf diese Weise lässt sich einem Muskelkater vorbeugen.
Rehabilitation bei Lähmungen dank Muskelstimulation
Ein Sonderfall unter den Muskelstimulatoren sind Parese-Stimulationsgeräte. Durch Operationen, Verletzungen o. ä. kann es passieren, dass Nerven verletzt werden, die für die Bewegung von Muskeln zuständig sind. Die Muskeln können dann nicht mehr angesteuert werden, sie sind gelähmt. Man spricht in diesem Fall von einer „peripheren Parese“, also einer Lähmung, der Nerven, die für die Versorgung der Muskulatur verantwortlich sind. Ein Beispiel dafür ist die Fußheber- oder Peroneusparese, bei der der Fuß nicht mehr angehoben werden kann, weil der zuständige Peroneus-Nerv verletzt wurde.
In vielen Fällen können sich Nerven nach Verletzungen erholen. Allerdings ist es wichtig, dass der zugehörige Muskel sich nicht zurückbildet, da er sonst im schlimmsten Fall komplett verkümmert und nicht mehr aufgebaut werden kann. Parese-Stimulatoren können dank der speziellen Form ihrer elektrischen Impulse (Dreiecksimpulse) die gelähmte Muskulatur ansprechen und so deren vollständigen Abbau verhindern. Damit können Parese-Stimulatoren Sie bei einer erfolgreichen Rehabilitation unterstützen.
Einsatzgebiete von EMS
Elektrische Muskelstimulation wird in der Rehabilitation beispielsweise eingesetzt:
- zur Muskelkräftigung
- zur Verhinderung von Muskelabbau
- zur Behandlung von Nerven- und Muskelstörungen nach Lähmungen, die vom Gehirn ausgehen (z. B. nach einem Schlaganfall)
- bei peripheren Lähmungen; hierbei werden spezielle Parese-Stimulatoren eingesetzt
- zur Muskelentspannung und -lockerung
- zur Schmerztherapie bei muskulären Schmerzsyndromen
- zur Behandlung von Harn- und Stuhlinkontinenz
Wichtige Hinweise vor der Anwendung eines EMS-Gerätes
Ihre Gesundheit ist uns wichtig und wir möchten sicherstellen, dass Sie Ihr EMS-Gerät wirksam und korrekt anwenden. Bitte beachten Sie daher die Anwendungs- und Sicherheitshinweise in der Bedienungsanleitung.
Bei folgenden Erkrankungen sollten Sie vor einer EMS-Anwendung Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt halten:
- Schwangerschaft
- Epilepsie
- Herzerkrankungen sowie bei elektronischen Implantaten (Herzschrittmacher/Defibrillatoren)
- Tumorerkrankungen
- Tiefe Beinvenenthrombosen und Durchblutungsstörung
Bitte beachten Sie, dass die Verwendung eines EMS-Geräts während Aktivitäten, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordern – z. B. das Bedienen von Maschinen oder das Führen von Fahrzeugen –, vermieden werden sollte, um mögliche Ablenkungen zu minimieren.