TENS bei Geburts- und Wehenschmerzen
TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) kann bei Geburts- und Wehenschmerzen, als nichtmedikamentöse Therapie, in der ersten Phase der Geburt, in vielen Fällen verwendet werden. Bitte beachten Sie jedoch immer die Vorsichtsmaßnahmen und folgen Sie den Empfehlungen Ihrer Hebamme/Ihrer Gynäkologin oder Ihres Gynäkologen, um das Kind während der Geburt nicht zu gefährden.
Die meisten Schwangeren verwenden TENS ausschließlich in der Eröffnungsphase des Geburtsvorganges zur Behandlung von Wehenschmerzen. TENS-Geräte können aber auch in der Austreibungsphase der Geburt eingesetzt werden. Bei dieser Geburtsphase werden entweder nur der untere Rücken (Sakralbereich) stimuliert oder bestimmte Akupunkturpunkte.
In Fällen, bei denen eine kontinuierliche Überwachung der Schwangeren und/oder des Kindes durch das CTG erforderlich ist, muss das TENS-Gerät bei Störung der Messung, abgeschaltet werden.
Bereiten Sie sich vor der Geburt auf das Thema TENS-Anwendung und die Anlagepunkte der Elektroden vor. Wenn der Schmerz erst einmal eingesetzt hat, werden Sie sich damit nicht mehr beschäftigen können. Lassen Sie sich von Ihrem Begleiter, Ihrer Begleiterin oder Ihrer Hebamme dabei helfen, die Elektroden auf die Haut zu kleben.
TENS muss nicht als alleinige Schmerzhilfe bei der Geburt genutzt werden und kann auch nach der Einnahme von Medikamenten verwendet werden. Wichtig ist jedoch, dass Sie die Kontrolle über die Anwendung behalten, um die Stromintensität selbständig regulieren zu können.
Bitte halten Sie immer Rücksprache mit Ihrer Hebamme, Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, bevor Sie TENS unter der Geburt anwenden und lesen Sie bitte aufmerksam die Hinweise zum Thema Kontraindikationen.
Wirkung von TENS bei Wehenschmerzen
Der Geburtsvorgang kann in drei Phasen unterteilt werden: die Eröffnungsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase.
Die erste Phase der Geburt, die sogenannte Eröffnungsphase, beginnt mit dem regelmäßigen Auftreten der Wehen und ist mit der vollständigen Öffnung des Muttermundes beendet. In dieser Phase entstehen die Schmerzen hauptsächlich durch die sich zusammenziehende Gebärmutter und die Erweiterung des Gebärmutterhalses. Die Schmerzen strahlen häufig in den Bauchraum und den Rücken aus.
Die zweite Phase der Geburt, die Austreibungsphase, beginnt mit der vollständigen Öffnung des Muttermundes. Sie ist mit der Geburt des Kindes beendet. Während dieser Phase wird der Geburtskanal aufgedehnt und gestreckt. Beteiligt sind Becken, Scheide und Damm.
Die elektrischen Impulse der TENS-Anwendung vermindern die Weiterleitung der Schmerzreize. Zudem wird die Ausschüttung von Endorphinen angeregt, die neben einer Schmerzlinderung, auch zu einer Steigerung des Wohlgefühls führen können. Die Wirkung von TENS entfaltet sich dabei vor allem in der ersten Geburtsphase.
TENS in der Eröffnungsphase der Geburt
TENS-Anwendung am Rücken
TENS-Geräte werden hauptsächlich in der Eröffnungsphase verwendet. Die Anlage der TENS- Elektroden am Rücken kann Ihr Begleiter, Ihre Begleiterin oder die Hebamme übernehmen.
Ein-Kanal-Anwendung im Rückenbereich:
Dies ist die Einstiegsvariante mit zwei Elektroden. Kleben Sie die Elektroden auf dem Rücken unmittelbar unterhalb der BH-Linie rechts und links der Wirbelsäule auf. Die BH-Linie liegt etwa mittig zwischen der Unterseite der Schulterblätter und den Hüften. Zwischen den Elektroden sollte ein Mindestabstand von 2 cm liegen, das entspricht ungefähr zwei Fingerbreit.
Die Elektroden sollten für eine Behandlung im Rückenbereich eine Mindestgröße von 5 x 9 cm haben, um die Stromdichte nicht zu hochzuhalten. Kräftige Frauen können unter Umständen kleinere Elektroden verwenden wie z. B. 5 x 5 cm, um die Stromdichte zu erhöhen und somit die Nervenwurzeln besser erreichen zu können.
TENS-Anwendung auf Akupunkturpunkten
Nachstehend stellen wir Ihnen zwei Beispiele für Akupunkturpunkte vor, die in der Literatur, zum Thema Geburtsschmerzen in der Eröffnungsphase, genannt werden:
- Di 4 (Dickdarm 4 oder Hegu)
- Ma 36 (Magen 36 oder Zusanli).
Die Akupunkturpunkte Di 4 und Ma 36 können während der gesamten Geburt stimuliert werden, insbesondere während der Eröffnungsphase. Diese Akupunkturpunkte werden jeweils mittels kleiner Elektroden stimuliert (z.B. 32 mm rund). Eine Stimulation mit einer hohen Frequenz (z. B. 100 Hz) ist empfehlenswert.
Der Akupunkturpunkt Di 4 befindet sich auf dem Handrücken am Ende der Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger.
Der Akupunkturpunkt Ma 36 befindet sich etwa 4 Fingerbreit unterhalb der Kniescheibe am äußeren Bein, in der Vertiefung zwischen dem Schienbein und dem Muskel tibialis anterior.
TENS in der Austreibungsphase
TENS-Anwendung am Rücken
Zwei-Kanal-Anwendung von TENS im Rückenbereich:
Die Verwendung von vier TENS-Elektroden im Rückenbereich kann wirkungsvoller als die Stimulation mit zwei Elektroden sein. Die Anwendung ist jedoch ein wenig aufwendiger, da vier Elektrodenkabel am Körper verbunden werden. Die Elektroden des ersten Kanals werden wie bei der Ein-Kanal-Anwendung am Rücken angebracht. Die Elektroden des zweiten Kanals werden rechts und links der Wirbelsäule unmittelbar oberhalb des Gesäßes (Sakralbereich) angebracht.
TENS-Anwendung auf Akupunkturpunkten
Die folgenden drei Akupunkturpunkte werden unter anderem in der Literatur zum Thema Geburtsschmerzen in der Austreibungsphase genannt:
- MP 6 (Milz-Pankreas 6)
- Di 4 (Dickdarm 4)
- Ma 36 (Magen 36).
Die Akupunkturpunkte Di 4 und Ma 36 können während der gesamten Geburt stimuliert werden (siehe Abschnitt "TENS in der Eröffnungsphase"). MP 6 findet ebenfalls u. a. bei Austreibungsschmerzen Anwendung. Dieser Punkt wird zusammen mit dem Di 4 mittels kleiner Elektroden stimuliert (z.B. 32 mm rund). Bei der Austreibungsphase ist eine niedrige Frequenz von Vorteil. Am geeignetsten sind jedoch alternierende Frequenzen zwischen 100 Hz und 2 Hz nach Professor Han. Sie sind das Mittel der Wahl beim Austreibungsschmerz.
Bitte beachten Sie, dass die Stromintensität hoch geregelt werden muss, um einen schmerzlindernden Effekt zu erzielen.
TENS-Intensitätsregelung
Setzen Sie die Intensität der TENS-Stimulation nach Gefühl. Sollten Sie TENS bereits im Vorfeld ausprobiert oder zur Schmerzbehandlung genutzt haben, werden Sie merken, dass Sie die Intensität während der Geburt viel höher als bisher wählen werden. Die Intensität wird von der Schwangeren meist erhöht, wenn die Wehe kommt, und wieder zu ihrem bisherigen Niveau geregelt, wenn die Wehe wieder vorbei ist. Grundsätzlich gilt, dass höhere Intensitäten wirkungsvoller sind. Zögern Sie somit nicht, während der Geburt die Intensität Ihres TENS-Gerätes auf ein hohes, jedoch nicht schmerzhaftes Niveau zu regeln.
Wann kann TENS nicht verwendet werden?
- TENS kann bei einer Wassergeburt nicht verwendet werden. Dies ist selbsterklärend, kann aber im Trubel der Geburt leicht vergessen werden!
- Sobald die Anästhesistin oder der Anästhesist eine PDA setzen, wird das TENS-Gerät abgestellt
- Sofern das TENS-Gerät die CTG-Messung stört, wird es abgestellt
- Und sofern eine Kontraindikation zutrifft, sollte TENS nicht verwendet werden
Bitte halten Sie immer Rücksprache mit Ihrer Hebamme, Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, bevor Sie TENS unter der Geburt anwenden.
Wahl der TENS-Elektroden für die Anwendung bei der Geburt
Selbstklebende Elektroden sind für die Geburt empfehlenswert, diese sollte spätestens nach 12 Stunden Dauereinsatz gewechselt werden. Dabei sollte auch beachtet werden, dass die Elektroden am Stuhl, Bett oder an der Kleidung reiben und sich lösen können. Auch Schweiß kann die Klebefähigkeit der TENS-Elektroden beeinträchtigen. Lösen sich die Ecken der Elektroden ab, sollten die Elektroden ebenfalls gewechselt werden.
Selbstklebende Elektroden für die Stimulation am Rücken haben eine optimale Größe von 5 x 9 cm oder noch etwas größer. Sehr kräftige Frauen sollten eher kleinere Elektroden wählen (z. B. 5 x 5 cm), um die Stromdichte zu erhöhen.
Selbstklebende Elektroden für die Akupunkturpunkt-Stimulation, sollten eher kleiner gewählt werden. Runde Elektroden sind hier von Vorteil (z. B. der Größe 32 mm rund.)
TENS-Stimulation will vorbereitet werden
Bereiten Sie sich vor der Geburt auf das Thema TENS und die Anlagepunkte für die Elektroden vor. Wenn der Stress und die Schmerzen der Geburt eingesetzt haben, werden Sie sich damit nicht mehr beschäftigen wollen. Besprechen Sie sich vorher nach Möglichkeit auch mit Ihrem Begleiter, Ihrer Begleiterin oder Ihrer Hebamme. Sie können Sie dann während der Geburt besser unterstützen und die Elektroden auf der Haut anbringen.
Kontraindikationen für den Einsatz von TENS- und EMS-Geräten in der Schwangerschaft
Zusätzlich zu den wichtigen Hinweisen vor der Anwendung eines TENS- oder EMS-Gerätes, gelten die folgenden Punkte für die Anwendung von TENS und EMS in der Schwangerschaft und unter der Geburt:
- Vor einer TENS-/EMS-Anwendung in der Schwangerschaft sollte grundsätzlich eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch die behandelnde Ärztin, den behandelnden Arzt und die Hebamme durchgeführt werden
- Patientinnen, die Fehl- oder Frühgeburten erfahren haben, sollten TENS/EMS in der Schwangerschaft nicht anwenden
- Patientinnen mit Frühwehen sollten TENS/EMS nicht anwenden
- In den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft sollte TENS/EMS nicht oder nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. Insbesondere eine Stimulation in Gebärmutternähe ist zu vermeiden.
- Ab dem 4. Schwangerschaftsmonat sollte TENS/EMS nicht in der Nähe der Gebärmutter angewendet werden. Dies betrifft alle Elektrodenanlagen im Bauch-, Becken- und unteren Rückenbereich.
- Unter der Geburt ist TENS erlaubt.
Hinweis: Diese Seiten bieten allgemeine Informationen zum Thema Schmerzen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und medizinische Korrektheit. Die bereitgestellten Informationen sind nicht zur Selbstdiagnose/ ‑ behandlung geeignet und ersetzen nicht den Arztbesuch. Sollten Sie unter den hier geschilderten Beschwerden leiden, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf.